Natürliche, gesunde Böden beherbergen in der Regel eine Vielfalt von Mikroorganismen die eine komplexe Bodenstruktur schaffen. Sie zersetzen Biomasse und fixieren dabei Stickstoff und Kohlenstoff. Dabei entsteht Humus während feine Wurzeln und das Mycel von Bodenpilzen Nährstoffe transportieren und eine stabile Bodenstruktur aufbauen. Dies verhindert Erosion und erhöht die Fähigkeit zur Versickerung und Speicherung von Wasser. All diese „Ökosystem-Dienstleistungen“ ( ecosystem services ) bietet uns die Natur kostenlos. Aggressive Bewirtschaftungstechniken zerstören diese komplexen Strukturen. Dabei geht sowohl die physische Struktur als auch die Bindekapazität von Nährstoffen und Wasser großteils verloren. Nährsalze werden ausgewaschen, Kohlenstoff entweicht in die Atmosphäre, Erosion durch Wind und Wasser steigt… der Boden verarmt.
In dem Pilotprojekt Sa Marina beschäftigen wir uns auch mit Bodenbildung und regenerativen Anbau im System des „Essbaren Waldes“. Auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Terrassen wurde die spontane Vegetation aus Sträuchern und Kiefern entfernt und der Großteil der Biomasse trituriert. Das Regenwasser wird mit kleinen Kanälen ( key lines ) zu Versickerungsgräben geleitet, die mit Biomasse gefüllt sind. Daneben wurde eine Vielzahl von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Kräuter gepflanzt. Die Vielfalt der verwendeten Arten dient auch zur Erforschung der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Das Ziel ist ein mehrfach gestufter Wald in dem sich die verschiedenen Wuchsformen ergänzen und gegenseitig bereichern. Besonders schnell wachsende Bäume bieten Schatten und werden kontinuierlich gestutzt und als Mulch und Gründünger verwendet. Eine kontinuierlich bedeckte Erd-Oberfläche schützt vor Austrocknung und UV-Strahlung und bietet den Microorgnismen das Kleinklima um die Biomasse zu zersetzen. Beim Abbau des Kohlenstoffs wird von symbiontischen Wurzelbakterien Luft-Stickstoff gebunden und komplexe Strukturen geschaffen ( z.B. Humus ), die Nährstoffe binden, die den Pflanzen zur Verfügung gestellt werden.
Im Laufe der Zeit entsteht dabei wieder die gesunde Schwammstruktur eines natürlichen Bodens mit reichhaltiger Biologie.
Wie gut diese Bodenverbesserung wirklich funktioniert wurde nun, 2,5 Jahre nach Pflanzung, untersucht und mit benachbarten Böden verglichen. Die Vergleichsflächen sind: A: Terrassen, die dem Ursprungszustand vor der Pflanzung entsprechen, also verarmte, ausgelaugte Böden ehemaliger Landwirtschaft, sowie B: Waldboden mit dichter Vegetation mit der üblichen Abfolge spontaner Wiederbesiedelung der mehrere Jahrzehnte zur Bodenbildung hatte.
Die Proben wurden in einer Tiefe von 10-25cm entnommen.
Die Ergebnisse Der Anteil der Biomasse im Boden ist von 1,63 % ( A ) auf 3,89% gestiegen und übertrifft sogar den Wert des Waldbodens (B, 3,41%). Die meisten Böden haben zwischen 1 und 2,5 % MO, und nur Betriebe mit einem ausgeprägten Erhaltungsmanagement (reduzierte Bodenbearbeitung, hohe Kompostgaben, Bodenschutzpraktiken ...) erreichen Werte über 3-4 %!
Das C/N-Verhältnis von 14,1 im SAF weist darauf hin, dass die Bewirtschaftung die Akkumulation von C befürwortet, wobei als Referenzwert in kultivierten Böden ein C/N = 10 angenommen wird. Referenzwert A: 10,53, B: 13,22. Die Erhöhung des Kohlenstoffgehalts im Boden ist unter anderem mit einer höheren Pilzaktivität und einer größeren Stabilität der Struktur und der Aggregate verbunden.
Der Gehalt an organischem Gesamtstickstoff und mineralisiertem Stickstoff ist ebenfalls angemessen hoch, was auf ein gutes Gleichgewicht zwischen der organischen N-Reserve (OM) und der biologischen Aktivität der mineralisierenden Bakterien hinweist (35mg, A: 3mg, B: 8mg.)
Phosphor (P)-Gehalte sind in allen Analysen gleich niedrig, typisch für Böden auf den Balearen.
Der pH-Wert hat sich durch die Aktivität der Bodenorganismen gesenkt und somit wie die Versorgung mit mit Makro- und Mikronährstoffen verbessert, besonders von Kalium und Magnesium.
Fazit Das gewählte Anbaukonzept des essbaren Waldes Permakultur und optimierter Regennutzung hat die großen Erwartungen in Kohlenstoff- und Stickstoffbindung bereits nach 2,5 Jahren erfüllt. Die Bodenstruktur hat sich massiv verbessert mit einem guten Verhältnis von Makro- und Mikroporen und guter struktureller Stabilität. Regenwasser kann viel besser versickern und eine künstliche Bewässerung ist nur noch in Extremfällen nötig. Oberflächlicher Abfluss mit Erosion beschränkt sich nur noch auf Starkregen.
Im Zusammenhang mit P-armen Böden und einem zunehmend wärmeren Klima spielt die Mykorrhizierung eine grundlegende Rolle. In einem natürlichen Wald weisen Bäume bis zu 20 % der Kohlenhydrate dem Austausch mit den Mykorrhizapilzen der Wurzeln zu, die neben Austausch- und Kommunikationsphänomenen zwischen den Pflanzen für eine bessere Aufnahme von Wasser, P und N sorgen. Der essbare Wald von Sa Marina bietet dafür optimale Vorraussetzungen, ist eine Kohlenstoffsenke und insgesamt ein weiteres hervorragendes Beispiel für eine Natur-basierte Lösung, wie es die IUCN und der EU-Green Deal fordern.
|